Wenn man sich als neues Ensemble gefunden hat, dauert es immer nochmal eine ganze Weile bis man sich auch im Zusammenspiel gefunden hat.
Mehrere musikalische Vorstellungen und individuelle artikulatorische Gewohnheiten müssen aneinander angeglichen werden.
Vieles verbessert sich hierbei ganz einfach im Laufe der Zeit und wird von Probe zu Probe besser. Nach meiner Erfahrung ist meist so: Je besser man persönlich auf einer Wellenlänge ist, um so besser wird auch das Zusammenspiel laufen.
Ausnahmen bestätigen hier die Regel. Ich habe z.B. auch schon Geschichten gehört, bei denen sich die beiden Musikerkollegen überhaupt nicht leiden konnten – im schlimmsten Fall wurde nicht ein nettes Wort gewechselt, ja man ht sich noch nicht mal begrüßt – trotzdem war die musikalische Zusammenarbeit aber auf einem hohen Niveau und durchaus harmonisch. Für mich hat das noch nie zugetroffen. Ja natürlich kann ich auch mit Leuten zusammenspielen ohne mit ihnen befreundet zu ein, keine Frage. Das gehört zum professionellen Arbeiten dazu. Aber entspannter und „gleichklingender“ ist es immer schneller, wenn man sich auch menschlich und persönlich gut versteht.
Ok, zurück zum Thema 🙂 Also meist kommt das gute Zusammenspiel mit der Zeit von alleine. Aber man möchte ja möglichst schnell zum Ziel zu kommen und dem Erfolg auf die Sprünge helfen.
In unserem Quartett haben wir einige Techniken gemeinsam ausprobiert, um uns schneller und effizienter aufeinander einzuschwingen. Folgende haben sich als besonders gut erwiesen:
Partituren für alle:
Als gutes Zusammenspiel-Werkzeug hat sich das System „Partituren für alle“ erwiesen. Da wir nur zu viert sind haben wir jeweils zu zweit eine Partitur zwischen uns liegen und somit stets griffbereit, falls man schnell mal schauen möchte, was da genau bei den anderen Stimmen so passiert. So kann man sich alle für das Zusammenspiel wichtigen Informationen mit einem Blick holen, ohne viele Worte zu wechseln und viel Zeit zu verlieren.
Der Stimmentausch
Besonders effektiv, wenn das Zusammenspiel an einer bestimmten Stelle einfach nicht funktionieren will. Manchmal ist es gut ein paar Schritte in den Schuhen eines anderen zu gehen bzw. ein paar Takte aus der Stimme eines anderen zu spielen.
Der Abschnitt, der noch nicht gut zusammenpasst wird dazu stimmenmäßig einmal komplett durchgetauscht. Jeder Spieler spielt die Stelle ein- oder zweimal in einer anderen Stimme durch. Danach wird wieder getauscht. So lange bis jeder jede Stimme mal gespielt hat.
Diese Technik wenden wir gerne an, um die Stücke noch besser kennen und verstehen zu lernen. Durch sie setzt man sich noch direkter und intensiver mit der Stelle auseinander, als wenn man lediglich die Partitur studiert. Sie eignet sich natürlich nur für kleinere Besetzungen. Im Trio oder Quartett also perfekt.
Auswendig spielen
Ein Hilfsmittel, dass ich am liebsten zur Verbesserung des Zusammenspiels verwende. Es eignet sich natürlich nur für kürzere Abschnitte, da wir ein relativ großes Repertoire haben und daher nicht unser komplettes Programm auswendig parat haben.
Wir spielen also gerne Stellen, die noch nicht gut übereinander laufen auswendig. Das Noten lesen fällt somit weg und wir können uns komplett auf das konzentrieren was da gerade so klingt.
Eine Steigerung dazu haben wir in unsere Einspielroutine aufgenommen. Ein einfaches Stück (A Summer Place von Max Steiner, arr.: Michael Story) haben wir dazu bewusst auswendig gelernt. Wir spielen es also jedesmal zum Einspielen ohne Noten und achten dabei ganz bewusst auf eine gleichmäßige und einheitliche Interpretation und auf ausgewogene Klanglinien. Dies alles lässt sich sogar noch dadurch steigern, dass man mit dem Rücken zueinander spielt oder beim Spielen einfach die Augen schließt. Blind verstehen und so noch mehr aufeinander einstellen und aneinander anpassen.