Liebeserklärung an das Metronom?! Ok, das ist auf jeden Fall der packendste Titel meiner Blogbeiträge bisher 😉 Könnte man ja beinahe schon als Clickbaiting einstufen 🙂 Aber Spaß beiseite, ich liebe es tatsächlich mit dem Metronom zu üben und versuche natürlich auch meine Schüler damit anzustecken.
Beim Üben von schwierigen Stellen ist es unerlässlich diese
sehr langsam zu Üben. Ich stelle das Metronom dazu immer einige Schläge unter dem Tempo ein, in dem ich die Stelle bequem und sicher greifen kann. In diesem Tempo spiele ich sie einige Male durch und lege meine Aufmerksamkeit dabei gerne komplett in die Finger. Ich nenne das gerne „mit den Fingerspitzen denken“.
Dadurch, dass ich die Passage in einem langsamen Tempo spiele, werden die motorischen Abläufe direkt korrekt im Muskelgedächtnis abgespeichert.
Würde ich die Stelle zu schnell üben, würden Vergreifer nicht ausbleiben. Das Muskelgedächtnis unterscheidet leider nicht zwischen dem falschen und dem richtigen Durchgang und speichert beide Versionen ab – die zudem widerspüchlich sind. Das Einüben dauert dadurch sehr viel länger.
Deshalb IMMER IMMER IMMER langsam beginnen mit dem Üben 🙂 (Könnte man ja direkt auch einen Übe-Print von machen, lach.)
Anschließend kann man dann nach und nach das Tempo steigern. Je nach dem wie die Passage gestaltet ist in 5er oder auch 10er Schritten. Ich notiere mir meine Fortschritte gerne in meinem Üb-Journal (was ein Üb-Journal ist und wie ich es nutze, findet ihr hier).
Stellen, die ich auf diese Weise eingeübt – ja quasi eintrainiert habe – sind sehr sicher in meinen Fingern „verankert“. Ich spiele sie auch noch mühelos und fehlerfrei, wenn ich sie schon lange lange nicht mehr auf dem Notenständer hatte.
Meinen Schülern gebe ich gerne einen Tempobereich an um die Tonleitern einzuüben. Manchmal schreibe ich z.B. aber auch lediglich MM = 100+ in das Hausaufgabenheft. Dann tragen sie ihre eigene „Ziel-Metronomzahl“ selbst ein.
Schwierige Stellen in Stücken üben wir im Unterricht ebenfalls zunächst langsam ein. Dann steigern wir langsam das Tempo. Die Schüler motiviert das sehr. Der erreichte Erfolg wird für sie dadurch messbar und sichtbar. Haben wir die Etüde im letzten Unterricht z.B. nur in MM = 80 geschafft, klappt sie eine Woche später vielleicht schon in MM = 106 sehr gut.
In der Prüfungs- oder Konzertvorbereitung „zwinge“ ich mich immer dazu, zwischendurch auch wieder in einem langsamen Tempo (mindestens 20 Schläge unter meinem momentanen Tempo) zu spielen. Am besten für ein bis zwei komplette Übetage. Ja, das kann stressig sein, weil man sich immer einredet, dass man diese Zeit nicht hat. Allerdings ist es so so so hilfreich und effektiv das Metronom beim Üben so einzustellen, um nochmal Ordnung in die Finger zu bekommen. Manchmal schleichen sich in den höheren Geschwindigkeit eben doch unbemerkt kleine Unebenheiten ein. Durch das langsame Tempo wird das Muskelgedächtnis nochmal ordentlich auf Vordermann gebracht und aufgemöbelt. Der Temposprung zum schnelleren Tempo zurück funktioniert immer problemlos und alles ist so viel sauberer und sicherer.
Ein anderes spannendes Thema ist die Arbeit im Ensemble mit Metronom oder auch wie man es z.B. bei einer Registerprobe einsetzen kann.
Häufig ist es ja problematisch, dass alle das Metronom hören, BEVOR losgespielt wird. Aber wenn dann alle zusammen spielen, hat man sich häufig spätestens im dritten Takt verloren. Ist jedem schon mal passiert 🙂
Hier kann z.B. eine Metronom-App, die mit einer Boombox verbunden ist, wahre Wunder wirken. So ist das Metronom laut genug für alle. Es gibt natürlich auch Metronome, die über entsprechende eingebaute leistungsstarke Lautsprecher verfügen. Meiner Meinung nach sind diese aber eher unhandlich und natürlich auch entsprechend teuer.
Beenden wir den Titel doch mit einem weiteren Spruch, den ich gerne im Querflöten-Unterricht benutze: „Wenn du es nicht mit Metronom geübt ist, ist es gar nicht geübt.“ oder „Ohne Metronom üben, zählt nicht.“
Ach ja, noch ein Print 😉 Mal schauen, den stelle ich sicher auch noch in die Downloads ein.